Kein weiter so
Der Jahreskreis beginnt
„O Jesulein süß, oh Jesulein mild.“ Unser Weihnachten kennt viele solcher Formulierungen und Bilder. „O Kindlein von Herzen, dich will ich lieben sehr.“ Mit dem 12-jährigen Jesus im Tempel hört es dann erst einmal auf mit den Berichten über den holden Knabe. Keine Bilder, keine Öffentlichkeit mehr. Wie heute: Bilder von Kindern sind besonders geschützt. Ihre Privatsphäre gehört nicht in die Öffentlichkeit.
Der Evangelist Lukas, der uns am meisten aus der Kindheitsgeschichte Jesu berichtet, überspringt gut 18 Jahre, um erneut anzusetzen. Seine sachliche Information: „Jesus war, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat, etwa dreißig Jahre alt.“ (Lk 3, 23) Das Ereignis der Taufe Jesu ist eingebettet in eine herbe Feierlichkeit. Herb durch die Figur des Täufers Johannes und seine Bußpredigt: „Er sagte zu den Volksscharen, die hinauszogen, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt?“ Der Evangelist Markus beschreibt uns seine äußere Erscheinung: „Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.“ (Mk 1,6) Es ist erkennbar, dass für Jesus hier der Ernst des Lebens beginnt. Seine Mutter Maria hatte in ihrem Magnifikat schon das Programm ihres Sohnes vorgestellt: „Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen […].“ (Lk 1, 51-54)
Mit seiner Taufe im Jordan beginnt Jesus dieses öffentliche Wirken. Er wird ausgestattet mit dem Heiligen Geist und der Bestätigung des Vaters. „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Lk 3, 22) Beim Evangelisten Matthäus sind die Worte der Stimme aus dem Himmel an die Zeugen gerichtet, also eine öffentliche Botschaft auch an mich: Dieser ist mein geliebter Sohn …
Die Taufe des Johannes, die Jesus ganz bewusst empfängt, ist ein Zeichen der „Umkehr zur Vergebung der Sünden“ (Lk 3, 3) Jesu beginnt sein Wirken mit einen Zeichen: Es gibt kein weiter so. Seine frohe Botschaft wird neue Sichtweisen auf die Beziehung der Menschen zu Gott und zu den Mitmenschen eröffnen. Besonders der Evangelist Johannes wird diese neue Sichtweise der Gottesbeziehung überliefern. Gott und Mensch sind nicht zwei sich gegenüberstehende Bereiche. Es ist vielmehr eine innere Verbundenheit, eine Einheit: „An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.“ (Joh 14,20)
Diese Verbundenheit und Einheit mit Gott bleibt letztlich nicht ohne Auswirkungen für die Beziehung der Menschen zueinander. So sagt es Jesus: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“(Joh 13,34)
„Ich steh an deiner Krippen hier …“ - eine weihnachtliche Standortbestimmung. Die lieblichen Bilder der Weihnachtszeit werden an deren Ende mit dem „Fest der Taufe des Herrn“ abgelöst durch Bilder des Alltags, Bilder menschlicher Erfahrungen von Angst und Freude, Bilder der Krankheit und Bilder des Heils. Es bleibt jetzt die Frage: In welchen dieser Bilder erkenne ich mich selbst wieder?
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
9. Januar 2022 | Foto: privat | Musik: privat
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