Er blüht wie die Blume des Feldes
Spätsommer

Rosen, Ringelblume, Storchschnabel, Fackellilie, Sonnenblume, Malve und Hortensie – der Sommer zeigt sich bunt und üppig und voller Leben. Wo an den Feldrändern den Bienen und Schmetterlingen und anderen Insekten Raum gelassen wird, ist jetzt Hochsaison. Ein Treffpunkt der Artenvielfalt.
Doch, es schwingt im späten Sommer auch schon die wehmütige Stimmung des Abschieds mit. Es bleibt nicht so schön, so bunt und üppig duftend. Das weiß ich. Das weiß auch der biblische Lebensdeuter und zeichnet des Menschen Leben als eine Blumenwiese: „Wie Gras sind die Tage des Menschen, er blüht wie die Blume des Feldes“, lese ich in 103. Psalm. (Ps 103,15) Das Lebens ist filigran und empfindlich. So gilt auch diese Erkenntnis: „Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß nichts mehr von ihr.“ (V 16)
Der biblische Lebensdeuter kennt aber auch das befreiende „Doch“ Gottes: „Doch die Huld des HERRN währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten.“ (V 17) Doch – es geht weiter. Doch – es gibt Zukunft. Das Wohlwollen Gottes ist nicht nur den Augenblick einer Blüte lang. „Seine Gerechtigkeit erfahren noch Kinder und Enkel,“ sagt der Psalm. (V 17) Das ist Gewissheit für die, die sich auf Gott einlassen.
Jesus selbst erweist sich auch immer wieder als ein Lebensdeuter – mit floralen Metaphern. Das Leben ist schön, ja. Aber nicht vollständig frei vom Sorgen und Ängsten. Es ist ein Werben um „Gottvertrauen“ in dem Vergleich mit den Lilien auf dem Felde. Was sollen wir essen, wie sollen wir uns bekleiden, fragt der Mensch. Die Antwort Jesu: Sorgt euch nicht. Euer Leben ist doch nicht nur Nahrung und Kleidung. „Seht euch die Lilien an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.“ (Lk 12,27) Und weiter sagt Jesus: „Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!“ (V 28)
Jesus ergänzt hier das „Doch“ Gottes um ein göttliches „Wie-viel-mehr“. Doch! es gibt die Treue Gottes für den Menschen. Und das „wie viel mehr“ Wert sein des menschlichen Lebens in den Augen Gottes. Das stoppt nicht das Verblühen des Menschen. Das nimmt auch nicht von heute auf morgen all meine Sorgen von mir. Bestimmt nicht. Es ist aber immer wieder diese Ermutigung und diese Vergewisserung: Mein Leben ist nicht Vergehen, sondern ich lebe hier und jetzt. Die Sorgen begleiten meine Zeit, sie sind aber nicht die Bestimmung meines Lebens.
„Carpe diem!“ – Pflücke den Tag! – Also: Lebe heute! Vielleicht hat Jesus diesen Sinnspruch des römischen Dichters Horaz (* 65 v. Chr.) gekannt. Er gibt nämlich einen ähnlichen Rat: „Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“ (Mt 6,34)
Lutz R. Nehk
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18. August 2025 | Foto: Nehk 2025 | Musik: musopen.org
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