Ein Feiertag für das Alltägliche
Zum 1. Mai

Am 1. Mai beginnt die katholische Volksfrömmigkeit den Marienmonat. Anders als man das wohl erwartet, beginnt dieser nicht mit einem stimmungsvollen Feiertag zu Ehren der Gottesmutter. Eine andere Person steht im Scheinwerferlicht. Und doch bleibt das Fest in der Familie. Es ist der heilige Josef, um den es geht. Genauer: Hl. Josef, der Arbeiter.
Die Nähe zum 1. Mai als dem „Tag der Arbeit“ ist nicht zufällig, sondern gewollt. Der Kampftag der Arbeiterklasse ist übrigens älter. Zwar galt der hl. Josef schon fast immer als der Patron der Arbeit und wurde von Papst Leo XIII. in dieser Rolle besonders herausgestellt. Doch erst 1955 wurde ein Gedenktag zu Ehren des arbeitenden Josef eingeführt. Papst Pius XII. verfolgte damit wohl auch die Absicht, dem sozialistisch dominierten Mai-Feiertag einen katholischen entgegenzusetzen. Mit der sozialistischen Abeiterbewegung wollte man nichts zu tun haben, obgleich die katholischen Arbeiterinnen und Arbeiter unter den gleichen bedrückenden Arbeitsbedingungen litten wie alle anderen.
In dem Marienlied „Maria, dich lieben ist allzeit mein Sinn …“ (GL 521) heißt es in der dritten Strophe: „Du Frau aus dem Volke, von Gott ausersehn, dem Heiland auf Erden zur Seite zu stehn, kennst Arbeit und Sorge ums tägliche Brot, die Mühsal des Lebens in Armut und Not.“ Was hier von Maria gesagt wird, das gilt in gleicher Weise auch vom hl. Josef – wenn nicht sogar noch mehr. Nachdem er die Botschaft des Engels über die geheimnisvolle Schwangerschaft seiner Verlobten angenommen hatte, traf er eine folgenschwere Entscheidung: „Er tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.“ (Mt 1,24) Damit hat er die Verantwortung übernommen, durch seiner Hände Arbeit den Lebensunterhalt für seine Familie, für Maria und den Sohn zu verdienen.
Auch im Paradies hätte er und hätten alle Menschen das tun müssen. Arbeit fürs tägliche Brot, gab es schon vor dem Sündenfall. Erst danach bekam sie den Zusatz „im Schweiße deines Angesichts“ (Gen 3, 19).
Der Feiertag „Hl. Josef, der Arbeiter“ muss keine Kampfansage gegen die sozialistischen oder andere Vorstellungen von Gerechtigkeit in der Arbeitswelt sein. Die Würde der Arbeit ist weder christlich noch atheistisch. Das soll deutlich werden und gilt für alle: „Die Arbeit der Werktätigen, welcher Art sie auch sein mag, ist in keiner Weise entehrend …“ (Leo XIII.) Sie prägt den Alltag des Menschen. Nach biblischem Maßstab stehen Arbeitsalltag und Feiertag in einen Verhältnis 6 zu 1. „Sechs Tage darf man arbeiten; der siebte Tag aber ist Sabbat, heilige Ruhe für den Herrn.“ (Ex 31,15)
Der 1. Mai ist ein Feiertag zu Ehren des Zimmermanns Josef und zu Ehren des Alltäglichen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
1. Mai 2021 | Foto: © by_Rainer Sturm_pixelio.de / Musik: privat
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de