Der Schöpfer aller Ding
Weihnachten 2025
Die Osternacht und der Weihnachtstag lenken meinen Blick auf die Schöpfung. In der Auferstehungsliturgie wird der Schöpfungsbericht aus dem ersten Buch der Bibel, dem Buch Genesis, vorgelesen. „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (Gen 1.1) Im Gottesdienst am Weihnachtsmorgen ist es der Beginn des Johannes-Evangliums, der den Blick auf die Schöpfung lenkt. „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.“ (Joh 1, 1.3)
Das Buch Genesis beschreibt, wie Gott am sechsten Schöpfungstag den Menschen erschuf – als Frau und Mann und als „sein Bild, als Bild Gottes“. (Gen 1,27) Damit beginnt die Bibel ihre Erzählungen von der höchst wechselvollen Beziehung des Menschen zu Gott und Gottes zu den Menschen. Immer wieder Dank und Lobpreis. Immer wieder auch Klage, Entfremdung und Gottesferne. Seit Menschengedenken.
Sollte dieses Auf und Nieder bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag so weitergehen? Welche Aussichten haben die Menschen in Gottes Plan? Ist es der endlose Weg der mühseligen Suche nach Sinn und Bestimmung bis zur Erschöpfung?
Ein Adventslied des Reformators Thomas Münzer (1489-1525) erkennt diesem Gedanken Gottes, des heilgen Schöpfers aller Stern: „Denn es ging dir zu Herzen sehr, da wir gefangen waren schwer und sollten gar des Todes sein …“ (GL 230) Gott ist angerührt. Es ist ihm nicht gleichgültig, wie es dem Menschen ergeht. Ja, er hat ihn geschaffen und ihm mit der Gottähnlichkeit auch den freien Willen gegeben. Er muss nicht immer um Erlaubnis bitten. Er muss nicht immer ängstlich auf Gott schauen, ob ihm denn so alles Recht ist. Gottvertrauen macht frei.
Es gibt aber auch das „Unvermögen“, das den Menschen ganz gefangen hält (Oosterhuis). Hier begegnet Gott mir mit „Güte und Menschenfreundlichkeit“, wie der Apostel Paulus an seinen langjährigen Mitarbeiter Titus schreibt: „Als die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, hat er uns gerettet.“ (Tit 3,4)
Diese Epiphnie, dieses Erscheinen Gottes, stellt Johannes an den Beginn seines Evangeliums. Er spannt den großen Bogen vom Anfang bis hin zu dem historischen Ereignis, an das wir uns am Weihnachtsfest erinnern. „Im Anfang war das Wort. … Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (Joh 1,1.14)
Unsere Weihnachtslieder werden ja nicht müde, einen Kontrast zu betrachtet. Da ist das „ewige Wort“, das bei Gott war und selbst Gott ist. Durch das alles, was ist geworden ist. Der „einzige Sohn des Vaters, voll Gnade und Wahrheit“. „Der Schöpfer aller Ding.“ Und wir sehen: „Ein Kindlein klein“ in der Krippe. Elend, nackt und bloß. Niedring und gering. Er ist eine Knechtsgestalt, dieser Schöpfer aller Ding. Gedanken, die schon die Passion, die schon Ostern in sich tragen.
Hat dieser Schöpfer im Anfang den Menschen, die Frau und den Mann „nach seinem Bild“ geschaffen, so nimmt er jetzt selbst diese Menschenatur an. Er selbst wird ein Teil der Schöpfung. Er wird aber keine neue Kratur, keine Alternative zum Menschen. Die alles besser kann. Die es jetzt richten wird. Die mal zeigt, wie es geht.
Vor 1.700 Jahren hat das Konzil von Nicäa (325) den Glauben an den Gott des Erbarmens, der Rettung und des Heils so formuliert: „Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.“ – heißt es in dem „großen“ Glaubensbekenntnis der Christenheit.
Es geht aber nicht allein um die nackte Existenz. Menschliche Existenz will Fülle und Sinn haben – eben „heil“ sein. Der Evangelist Johannes verbindet die schöpfersiche Kraft des Wortes mit der Heilzusage Gottes: „Alles ist durch das Wort geworden und … In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ (Joh 1, 3-4)
Ja, es ist gut, dass wir im Advent die „Tür hoch und das Tor weit“ gemacht haben. Dass ich meines Herzens Tür geöffnet haben. Damit einziehen kann der Heiland aller Welt. Der Heil und Leben mit sich bringt. Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich an Rat.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
24. Dezember 2025 | Foto: Nehk 2025 | Musik: privat
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de




