Was soll ich hier?

Ich kennen Menschen, bei denen läuft das Leben ab wie am Schnürchen. Da ist nichts zu erkennen von Hindernisse oder Umwegen. Was sie planen, das erreichen sie auch. Was sie sich vornehmen, das setzen sie auch um. Und das erstaunliche ist: Sie tun das ohne als arrogante Pinsel zu erscheinen, ohne sich auf Kosten anderer durchzusetzen. Ganz im Gegenteil sind sie sympathisch und hilfsbereit für jedermann.
Ich selbst tue mich mit vielen Dingen schwer. Ich plane Sachen, nehme mir etwas vor und es bleibt einfach auf der Strecke. Keine Lust, keine Energie - vielleicht von jedem etwas. Natürlich finde ich mich nicht einfach damit ab. Das ist keine Lösung, sich in sein Schicksal zu ergeben. Zu sagen, so bin ich eben, führt nicht weiter und löst mein Problem nicht. Im Blick auf mein Leben, auf das, was mir gelingt und auf das, was mir schwer fällt, frage ich mich: Was soll ich hier? Wofür bin ich hier? Davon bin ich fest überzeugt, dass ich nicht da wäre, wenn es keinen Sinn hätte. Vielleicht läuft ja mein Leben deswegen nicht - noch nicht - wie am Schnürchen ab, weil ich diesen Sinn nicht erkannt habe, meine Berufung, um es mit einem anderen Wort zu sagen. Das könnte doch sein, dass in meinem Leben zu viel Zeit drauf geht und zu viel Energie verschwendet wird, weil ich in eine falsche Richtung laufe. Eben nicht "meinen Weg mache".
Ich lese in der Bibel immer wieder von Menschen, die ihre große Lebensaufgabe entdeckt haben. Manchmal erst nach einer langen Zeit voll Widerständen und Fluchtversuchen. Sie kommen zu der Erkenntnis: Gott hat für mich von Anfang an diesen Weg und keinen anderen vorgesehen. Von Mutterleib an. So ist König David davon überzeugt: Denn du, Gott, hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. (Ps 139, 13) Jeder Weg meines Lebens, so sagt er, den ich vor dir und meiner Berufung fliehe, führt mich zu dir zurück. In der Annahme meiner Berufung, finde ich Erfüllung und Frieden. Beim Propheten Jesaja steht das Lied vom Gottesknecht. Hier erkennt einer vor Gott seinen Weg: Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammle. (Jes 49, 5) Es ist ein ganz konkreter Auftrag, nicht nur eine selbstgefällige Erkenntnis, die ihn mit innerem Wohlsein erfüllt. Der Weg ist nicht bequem und nicht ruhmvoll in den Augen der Menschen. Aber er führt an das Ziel, man kann auch sagen, er ist erfolgreich.
Die biblischen Beispiele ermutigen mich, dieser Frage nachzugehen: Was hat Gott für mich von Mutterleib an vorgesehen? Welche Gaben, welche Fähigkeiten hat er mir mitgegeben? Wie lautet mein Auftrag - ganz konkret. Der Gottesknecht stellt am Ende fest: So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt, und mein Gott war meine Stärke.
Lutz R. Nehk
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