Lebenshilfe bis zuletzt
Wochenblatt 4/2020

Wenn ein Mensch stirbt, fühlen sich Angehörige oft hilflos. Was sie in dieser Zeit für Sterbenskranke tun können und wie sie ihnen helfen, bis zuletzt würdevoll zu leben, das lernen Interessierte in Letzte-Hilfe-Kursen.
Erste Hilfe ist wichtig, um Leben zu retten. Bei der Letzten Hilfe geht es um etwas anderes. Sie richtet sich an Menschen, deren Leben zu Ende geht. Hilfe brauchen sie trotzdem. Denn gerade in den letzten Wochen, Tagen oder Stunden ist es wichtig, jemanden an seiner Seite zu haben. Angehörige sind in einer solchen Situation oft überfordert. Sie würden dem Sterbenden gerne helfen, wissen aber nicht, wie. In Letzte- Hilfe-Kursen lernen Interessierte, was sie für einen nahestehenden Menschen am Ende seines Lebens tun können. Wir haben einen solchen Kurs, angeboten vom ambulanten Hospizdienst des Johannes- Hospiz in Münster, besucht.
1 x 1 der Sterbebegleitung
Ziel der Letzten Hilfe ist es, Leid zu lindern und Lebensqualität zu erhalten, erklärt Alexandra Hieck, die gemeinsam mit Claudia Bonenkamp durch den Abend führt. Die beiden sind 2 von rund 1000 Trainern, die in Deutschland Letzte-Hilfe-Kurse durchführen. Die Idee dazu stammt von dem Palliativarzt Georg Bollig aus Schleswig. Er möchte erreichen, dass Letzte Hilfe genauso selbstverständlich wird wie Erste Hilfe. Deshalb hat er die Kurse so konzipiert, dass möglichst viele Menschen teilnehmen können.
In nur vier Stunden lernen die Teilnehmer das kleine Einmaleins der Sterbebegleitung. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Themen an diesem Abend sind in vier Bereiche gegliedert. Zunächst geht es darum, das Sterben als Teil des Lebens zu betrachten. Alexandra Hieck erklärt zum Beispiel, woran zu erkennen ist, dass ein Mensch bald sterben wird. Typische Anzeichen sind zum Beispiel eine zunehmende Verwirrtheit, rasselnde Atmung oder Angst und Unruhe.
Neben körperlichen Aspekten spielen im Sterbeprozess aber auch psychische, soziale oder spirituelle Faktoren eine Rolle. Einigen Menschen ist es zum Beispiel kurz vor dem Tod wichtig, Dinge in Ordnung zu bringen, wie finanzielle Angelegenheiten oder die Versorgung von Angehörigen.
Sterbebegleiter sollten dabei helfen, diesem Wunsch, so weit es möglich ist, nachzugehen. Um den Menschen auchspirituell angemessen begleiten zu können, muss der Angehörige wissen, was dem Sterbenden wichtig ist. Dafür ist Biografiearbeit hilfreich. Beispielsweise kann es für manche Menschen wichtig sein, zu beten. Andere wünschen sich eine bestimmte Musik. Entscheidend ist, dem Schwerkranken nichts überzustülpen.
Hilfe von Profis einholen
Die Betreuung eines Menschen am Lebensende muss niemand allein bewältigen. Es gibt viele Einrichtungen, die dabei Unterstützung bieten. Auch diese lernen die Teilnehmer in dem Kurs kennen. Im zweiten Teil des Abends geht es um das Thema Vorsorgen undEntscheiden. In diesem Zusammenhang weist Claudia Bonenkamp darauf hin, wie wichtig eine gute Vorsorgeplanung ist. Jeder sollte sich frühzeitig Gedanken darum machen, was ihm wichtig ist und wer im Notfall für ihn Entscheidungen treffen soll. Festhalten lässt sich das in einer Vorsorgevollmacht und einer Patientenverfügung. Zusätzlich empfiehlt sie, mit einem vertrauten Menschen über diese Themen zu sprechen.
Mundpflege statt Essen
Um die praktische Hilfe geht es im dritten Teil. Welche Beschwerden können einen Sterbenden belasten? Wie kann ich Linderung verschaffen? Wie wichtig sind in dieser Situation Essen und Trinken? Oft sorgen sich Angehörige, weil der kranke Mensch kaum noch isst oder trinkt. Im Sterbeprozess verliert die Nahrungsaufnahme jedoch an Bedeutung. Wichtiger ist dann eine gute Mundpflege. Für Frische im Mund sorgen beispielsweise Eiswürfel, zubereitet aus Flüssigkeiten, die der Sterbende mag, wie bestimmte Säfte oder auch Wein oder Sekt.
Ganz ohne Medikamente geht es in dieser Phase oft nicht. Claudia Bonenkamp beschreibt kurz, mit welchen Medikamenten sich häufige Symptome, wie Atemnot, Übelkeit oder Angstzustände, palliativmedizinisch behandeln lassen. Das alles zeigt: Angehörige können durchaus etwas tun, um dem Sterbenden die letzte Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Die Teilnehmer erfahren aber auch: „Da sein“ sowie „bleiben und aushalten“ sind jetzt besonders wichtig.
Im letzten Teil des Abends geht es um das Thema Abschied nehmen. Die Kursleiterinnen erklären,welche unterschiedlichen Phasen des Sterbens es gibt und wie Angehörige darauf reagieren können. Alexandra Hieck ermutigt die Teilnehmer, im Moment des Todes und kurz danach mit dem Toten zu reden, statt über ihn. Denn der Hörsinn bleibt am längsten erhalten.
Zeit zum Abschied nehmen
Ist der Zeitpunkt des Todes gekommen, sollten sich die betreuenden Personen die Zeit nehmen, die sie selbst jetzt brauchen, und sich nicht unter Druck setzen lassen. Für alle dann notwendigen organisatorischen Angelegenheiten ist auch später noch Zeit. Die Regelungen nach dem Tod sind ebenfalls Teil des Letzte-Hilfe-Kurses. Denn Letzte Hilfe geht nicht nur bis zum Tod. Dazu gehören auch die Bestattung und der Umgang der Hinterbliebenen mit der Trauer. Ursula Wulfekotte
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